Gespräche mit einem Medium

Seit einiger Zeit führe ich regelmäßig Telefongespräche mit einem seltsamen Mann, der lieber im Hintergrund bleiben möchte. Der Einfachheit halber nenne ich ihn R. Er sagte mir, dass er nun für das Licht arbeite, nachdem er zahlreiche Leben seine Macht missbraucht hatte. Seine Mutter, die nach schwerer Krankheit gestorben ist und zu der er immer noch eine enge Verbindung hat, hat ihn auf mich gelenkt. Er hat einen Begleiter aus der geistigen Welt, mit dem er zusammenarbeitet.

Biographie zu R.
Mich interessierte zunächst einmal seine Biographie, weil ich wissen wollte, wie es dazu kam, dass er sich von der dunklen Seite abwandte hin zum Licht. Die wenigsten Menschen trauen sich, einen Weg, den sie einmal eingeschlagen haben, nicht mehr weiterzugehen und umzukehren, auch wenn sie erkannt haben, dass sie sich geirrt haben.

Medium

R. ist in Spanien geboren. Als er zwei Monate alt war, zogen seine Eltern in die Schweiz. Schon früh war sein Leben von Gewalt durchzogen, was nicht verwunderlich ist, denn er hat in seinem Horoskop eine Konjunktion von Mars und Pluto im 8. Haus. Das ist der Bereich der Magie, des Verbotenen, der Macht und Ohnmacht, des Todes, aber auch der Wandlung. R. konnte bereits mit drei Jahren aus seinem Körper herausgehen. Mit drei Jahren wurde er auch von seinem Vater, seinem ersten Feind, windelweich geschlagen, einfach so. Auch in der Schule wurde er gemobbt und verprügelt. Als er zehn Jahre alt war, beschloss seine Mutter, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen, um R. zu schützen. Wer weiß, sonst hätte ihn der Vater vielleicht noch erschlagen. „Und haben sich deine Eltern geliebt?“ wollte ich wissen. „Nein“, sagte er, „sie haben sich nie geliebt, nicht einmal am Anfang. Meine Mutter kam aus einem schwierigen Elternhaus und hat den erstbesten Mann geheiratet, der ihr beteuerte, dass er sie liebe. Nach der Trennung habe ich dann die Vaterrolle übernommen.“

Sein Leben nahm eine andere Richtung an, als seine Mutter ihn zu einer Astrologin schickte. Da war er gerade um die 20. Er blieb über die Jahre hin mit ihr in Kontakt. Als er etwa 29 Jahre alt war, sagte ihm die Astrologin eines Tages, dass eine Frau in Genf, wo er damals wohnte, eine Botschaft für ihn hätte. Diese übergab ihm einen Stapel Papiere. Den Inhalt hatte sie von der geistigen Welt empfangen. Er las sie erst ein Jahr später, als er beim Putzen wieder darauf stieß. Darin stand: „Du hast lange genug gekämpft, jetzt ist die Zeit gekommen zu kooperieren.“ In ihm öffnete sich ein Kanal, der ihm Zugang zu seinem Begleiter aus der geistigen Welt gewährte, der früher einmal ein Mensch gewesen war und den Aufstieg geschafft hatte. R. bekam Kontakt mit Verstorbenen und fing an, darüber zu schreiben. Das war am 07. Jan. 1999. Damals glaubte R., er hätte sein Ziel erreicht. Weit gefehlt. Sein Guide gab ihm zu verstehen, dass das erst der Anfang war und bei ihm aufgrund seiner früheren Inkarnationen noch einiges im Argen lag. R. war beleidigt. Es dauerte gut ein Jahr, bis er sich eingestehen konnte, dass der Kanal zur geistigen Welt zwar offen war, aber nicht komplett, und vor allem nicht sauber. Deshalb kam durch den Kanal alles Mögliche durch, auch Dämonen. Erst nach und nach lernte er, die richtige Wellenlänge einzustellen.

Ich fragte R., ob ihm das anfangs nicht alles etwas unheimlich gewesen sei, der Kontakt mit seinem geistigen Begleiter, die Begegnung mit Dämonen und unerlösten Seelen. Seine Antwort lautete anders als erwartet. „Ich hatte die Ausstrahlung eines Dämons, so dass die einfach an mir vorbeigelaufen sind und nichts bemerkt haben. Ich schaue, dass ich meine Frequenz möglichst niedrig halte, dann werde ich auch nicht von der dunklen Seite belästigt und verfolgt. Die nehmen mich dann für Ihresgleichen. Nur der Logos schwingt höher, also die Worte, die ich sage. Das bekommen die Dunklen aber nicht mit, weil der Logos über ihnen steht.“ Mir fiel ein, dass ich in meinem Leben schon öfters Situationen erlebt habe, in denen Frauen hinter meinem Rücken Unwahrheiten über mich erzählt und gegen mich intrigiert haben – nicht auszuschließen, dass sie meine Schwingung nicht ertragen haben. Zumindest haben mir mehrere Medien gesagt, dass ich mein Licht etwas drosseln sollte.

Ich wollte wissen, warum sich der Kanal von R. gerade im Januar 1999 öffnete, und schaute nach, welche Transite er zu dieser Zeit hatte. Damals stand der Neptun genau auf seinem Aszendenten, was bei einem sensiblen Menschen den Körper durchlässiger machen und die Wahrnehmungsfähigkeit erhöhen kann. Gut möglich, dass man dann beginnt, mit dem inneren Auge zu schauen und eine Phase der geistigen Erweckung durchläuft. Außerdem stand bei R. zur selben Zeit Jupiter in Opposition zu Mars und Pluto im 8. Haus. Das kann einerseits zu einer Vergrößerung verdrängter Energien führen, anderseits aber auch zu einer Förderung und Entwicklung von Verstorbenen (= eine mögliche Deutung des 8. Hauses), die aus der Dunkelheit ins Licht geführt werden, wenn sie dazu bereit sind. R. ist dabei lediglich Zeuge. Er stellt sich einfach zur Verfügung – wie eine Rolltreppe – und schaut zu, wie die Seelen, die ihm sein Begleiter aus der geistigen Welt zuführt, ins Licht gehen. Das geht ganz automatisch. Sein Kater unterstützt ihn dabei. Alle Katzen / Kater sind hellsichtig und machen auf dunkle Energien aufmerksam. Sie zerreißen negative Entitäten mit ihrem Fell und reinigen schlechte Energien.

Anfangs wollte R. sichergehen, dass er nicht verrückt war, und ging zum Psychiater, um sich untersuchen zu lassen. „Ich war wie ein Schläfer, bis mein Begleiter mich aufweckte“, sagte er mir. „Viele von uns sind Schläfer, nur die wenigsten wachen auf. Es ist auch so, dass von 10.000 Menschen, die gerufen werden, nur 1.000 überleben, weil sie von dunklen Mächten angegriffen und verfolgt werden, die nicht wollen, dass die Menschen zu ihrem Potenzial kommen.“ Ähnliche Erfahrungen hatte ich auch schon gemacht. Es ist wie ein langer, einsamer Gang durch die Wüste, ohne Aussicht auf Besserung oder gar Erlösung von Qualen. Während dieser Zeit ist man ganz allein. Man erfährt keinen Trost durch die anderen, und auch von oben scheint keiner zu kommen. Die Anerkennung, Sicherheit und Geborgenheit, die eine Gruppe von Menschen einem geben könnte (und sei es auch nur der Sportverein oder die Yogagruppe), ist nicht da, weil man aufgrund seiner Ausstrahlung so oder so nicht dazu gehört. Diese Erfahrung ist für die seelische Abnabelung vom Kollektiv unumgänglich. Sie erfordert viel Ausdauer und Vertrauen in die göttliche Fügung. Es dauert Jahre, bis dieser Mechanismus durchschaut wird, und erst wenn man darüber hinweg ist, erfährt man durch die geistige Welt die Hintergründe für die durchgemachten Krisen. Meistens verzagen die Menschen aber in Zeiten der Not und fühlen sich von allen guten Geistern verlassen. Viele Menschen erkennen nicht, dass es sich dabei um Prüfungen handelt, um die Seele von alten Schlacken zu reinigen und den Bewusstseinsprozess zu beschleunigen. R. sagte, dass er seine Reinigung als psychische Folter erlebt hätte. Sie war begleitet von Frust, dem Gefühl von Ungerechtigkeit und dämonischen Attacken. Es war ihm klar, dass er seinen Kanal reinigen musste, während er gleichzeitig angegriffen wurde.

Fähigkeiten und Techniken von R.
R. ist ein spiritueller Therapeut, der anderen Menschen helfen kann, auf der geistigen Ebene einen Riesenschritt nach vorne zu kommen, wenn diese dafür offen sind. Seine Bestimmung ist es, das Verdrängte aus vergangenen Leben zu bereinigen bzw. aufzulösen und Dämonen auszutreiben. Er geht früh ins Bett und steht morgens um 2 Uhr auf, um zusammen mit seiner Katze Verstorbene ins Licht zu schicken, die ihm sein Begleiter zuführt. Meistens sind das Menschen, die nach ihrem Tod in den Zwischenwelten hängen geblieben sind.

Wenn R. Kontakt mit seinem geistigen Begleiter aufnimmt, folgt er keiner bestimmten Technik. Er übersetzt lediglich in menschliche Worte, was er spürt. Es ist ja nicht so, dass die Wesen in der geistigen Welt irgendeine Sprache sprechen würden, die auf der Erde gesprochen wird. Vielmehr kommunizieren sie in Form von Energie, die ein Medium erst transformieren muss, so dass wir Menschen es verstehen. Dabei können natürlich auch Übersetzungsfehler passieren. Wie weiter oben schon erwähnt, ist ein klarer Kanal zur geistigen Welt unabdingbar.

Was R. über den Tod und danach sagt
Laut R. ist der Tunneleffekt beim Nahtod eine optische Illusion. Das Licht dahinter ist die Sonne. Wenn ein Mensch stirbt, dann ist seine Energie noch eine Zeit lang spürbar. Aber dann verdünnisiert sie sich immer mehr, bis sie von unserer Ebene aus nicht mehr wahrnehmbar ist. Seine Mutter, die schon lange tot ist, hat komplett ihr voriges Leben vergessen.

R. wiederholte mehrmals, dass Engel im Gegensatz zu den Menschen nicht inkarnieren. Sie bleiben immer bei Gott. Das brachte mich auf eine neue Interpretation des Gleichnisses vom verlorenen Sohn: Die Seelen, die auf der Erde inkarnieren, sind in Wahrheit alles verlorene Söhne und Töchter Gottes. Sie können in der Materie irren und die Anbindung an den Himmel verlieren. Erst wenn sie in tiefer Not sich wieder ihrer Herkunft besinnen und die Rückbindung zu Gott suchen, wird dieser sie freudig aufnehmen und belohnen. Sie sind dann wieder gleichberechtigt mit den Engeln, denen die Erfahrung als Mensch fehlt. Als Mensch geboren zu werden, ist gefährlich. Man kann immer wieder verletzt werden, den abstrusesten Glaubensvorstellungen folgen und diese auch noch fanatisch verteidigen, ohne dabei zu erkennen, dass man einem Wahn unterliegt. Deshalb bedeutet es für Gott unendlich viel mehr, wenn ein Mensch seine Irrtümer erkennt und den Weg zur göttlichen Quelle zurückfindet.

Das Alter der Seelen
Einmal redeten wir darüber, welche Seelen hier auf der Erde inkarnieren. Ich meinte, dass es junge und alte Seelen gibt. Im Gegensatz zu den alten Seelen haben die jungen Seelen noch kein oder nur wenig Bewusstsein entwickelt und müssen erst einmal ihre Erfahrungen machen. „Nein“, antwortete er. „Es gibt keine jungen Seelen auf der Erde. Das ist Bullshit. Wir sind alles alte Seelen. Viele sind einfach nur zu bequem und wollen sich nicht weiter entwickeln. Obwohl sie es eigentlich besser wissen sollten, begehen sie weiterhin böse Taten. Sie haben alle ihre Chancen erhalten, um umzukehren. Die ganzen Werte, die wir bis jetzt hatten – auch die materiellen Werte – werden zugrunde gehen.“

Meine Fähigkeiten aus früheren Leben
Ein anderes Mal erzählte ich ihm über ein Medium, welches mir vor Jahren in Trance gesagt hatte, dass ich in Südamerika hoch oben auf einem Berg in einem Tempel gelebt hätte. Dort gab es einen Stein, in welchem seltsame astrologische Zeichen eingraviert waren. Möglicherweise befindet sich dieser Stein heutzutage in einem Museum irgendwo auf der Welt. Das Medium sagte, dass wenn ich diesen Stein wiederfände, meine damaligen Fähigkeiten zurückkämen. Ich fragte R., was er bzw. sein Guide dazu meinte. Die Antwort war natürlich anders als erwartet. Laut seinem Guide sollte ich mich erst einmal ausruhen und so viel wie möglich loslassen. Dadurch würde sich meine Schwingung erhöhen und ich zur Ruhe kommen. Erst dann bin ich empfänglich für neue astrologische Erkenntnisse. Der Tempel auf dem hohen Berg, den das Medium gesehen hatte, war kein Tempel, sondern eine Festung in Bolivien, wahrscheinlich Samapaita. Damals war ich ein Inka. In der Höhe liegt meine Ruhe, deshalb das Bild vom hohen Berg.

R. riet mir, mich genauer mit den astrologischen Häusern zu beschäftigen. „Da gibt es noch Welten zu entdecken, von denen du nicht die geringste Ahnung hast. Mit dem herkömmlichen Wissen kommt man da nicht hin. Es gibt eine Schwelle, wo es klick macht und sich eine höhere Ebene der Astrologie offenbart. Dein bisheriges astrologisches Wissen ist lediglich eine Basis, welches du hinter dir lassen sollst, um offen zu werden für eine neue Form der Astrologie. Um mit einem Bild zu sprechen: Es ist wie das Öffnen einer Tür ohne Schloss.“

Meine bisherigen Entdeckungen über den Zusammenhang zwischen Trauma und bestimmten astrologischen Konstellationen war schon einmal eine ganz gute Übung, sagte der Guide von R. (um ehrlich zu sein, diese Übung hat mich ganz schön viel Schweiß gekostet und mich teilweise bis an den Rand der Verzweiflung gebracht). Ich soll aber noch tiefer in das Häusersystem eintauchen, und zwar indem ich zwischen den Häusern nach bestimmten Regeln hin und her springe. R. nannte dafür den französischen Begriff „récurrence“, was so viel wie zurückgehend oder -laufend heißt. Mit dieser Technik kann ich dann z. B. Menschen eine Lösung anbieten, die einen Konflikt miteinander haben. Da ich als Waage ohnehin ein Konfliktschlichter bin, wäre ich dafür prädestiniert.

Ich sagte R., dass ich mich unter Druck gesetzt fühle. Beim besten Willen, mir fällt dazu nicht viel ein, außer dass z. B. das 3. Haus im Horoskop Aussagen über die eigenen Geschwister zulässt und das 3. Haus des 10. Hauses die Geschwister des Vaters beschreibt. Inwiefern das aber Lösungsmöglichkeiten bietet, ist mir bisher nicht aufgegangen. R. antwortete, dass alles seine Zeit braucht. „Wir haben nicht zu bestimmen, wann es geschieht. Was zählt, ist, was du spürst.“

Einmal fragte mich R. am Ende eines langen Gesprächs, ob es mir nicht aufgefallen sei, dass er mir nie etwas über meine früheren Leben erzählt hätte. „Stimmt, das habe ich mich in Gedanken auch schon gefragt“ „Das liegt daran, weil du immer sehr linear gelebt hast. Da gibt es nicht viel zu berichten. Du hast stets Vollgas gegeben und häufig als Hexe gelebt. Wofür andere 100 Leben brauchen, hast du in zehn Leben geschafft. Du wolltest schnell alles hinter dir lassen und hast dir deshalb schwere Aufgaben ausgesucht. Keine Ahnung warum, aber durch diese intensiven Erfahrungen lernt die Seele schneller. Andere brauchen dazu immer wieder ein Pufferleben, in welchem sie sich von den Strapazen des vorigen Lebens ausruhen können.“

Dann erklärte R., was er unter Hexen versteht. „Das sind keine Frauen, die auf einem Besen herumreiten, sondern Frauen, die über allerlei Wissen verfügen, Kräuterwissen, Geheimwissen, Gesundheit usw.“ Ich wandte ein, dass ich nicht immer eine Hexe gewesen sein kann, weil ich meinem Gefühl nach z. B. auch am französischen Hof unter Ludwig XIV gelebt haben muss. Schließlich kann ich recht gut Französisch, und die Lebensgeschichte dieses Königs ist mir sehr präsent. „Na, woher meinst du wohl, dass du dein astrologisches Wissen her hast? Astrologen konnten nur am Hof wirken und standen unter dem Schutz des Königs. Auf dem Lande hätten sie keinen Erfolg gehabt.“ Hm. „Eigentlich ist es langweilig, dass du immer wieder ein ähnliches Dasein ausgesucht hast. Das verstehe ich unter linear. Du hast zwar als Hexe die verschiedenen Häuser des Horoskops durchlebt, aber dir nur ganz selten eine andere Form der Existenz ausgesucht.“ Da dämmerte es mir, dass all die Qualen und das Mobbing, welches ich in diesem Leben erlitten habe, von früheren Leben herrühren. Sie haben sich in mein Wesen förmlich eingebrannt, und ob ich wollte oder nicht, haben sie sich wieder manifestiert, ganz einfach weil ich es nicht anders kannte. Erst wenn man sich dessen bewusst wird, loslässt und Distanz dazu entwickelt, kann man mit der Vergangenheit abschließen. Das Vergangene wird nach wie vor da sein, es verursacht aber keine Reaktion mehr. Es ist abgeschlossen und vorbei – adieu.

Neptunische Phasen und ihre Bedeutung
Bei einer anderen Gelegenheit sprachen wir über Neptun. „Neptun ist wie eine Antenne zur geistigen Welt. Je höher du vibrierst, um so mehr kannst du mit dem großen Ganzen verschmelzen. Und je mehr du verschmilzt, um so weniger weißt du.“ Das war mir auch klar. In neptunischen Phasen funktioniert man nicht so, wie die Welt es von einem will. Da sind die Vernunft und das Ego aufgehoben.

Bei dieser Gelegenheit sagte er auch: „Du tust der Welt etwas Gutes, wenn du dich selbst entwickelst. Wenn man auf dem spirituellen Weg ist, muss man sich entwickeln. Es bleibt einem nichts anderes übrig.“ Abschließend meinte er noch, dass ich die Lösung durch die Häuser schon noch finden werde. „Dein Weg ist die Ruhe. Je mehr Ruhe du hast, umso mehr Kohle hast du und Energie.“

Spirituelle Wege
Es gibt spirituelle Wege, die supereasy sind, z. B. sein ganzes Leben im Kloster oder Tempel zu verbringen. Schwieriger wird es, wenn wir uns den Nöten und Gefahren aussetzen, die in der Welt unweigerlich auf uns lauern. Wir sind beides, spirituell und tierisch. Unser Körper ist eine Hülse mit eigenen Gesetzmäßigkeiten (Hormone, Nervengerüst, Triebe etc.). Die Hülse / der Körper, das bin ich, Carmen. Mein Wesen ist das, was ich wirklich bin, und meine Seele ist wie eine Landkarte, die mir anzeigt, wie ich von A nach B komme. Der Feind will mir die Landkarte wegnehmen, damit ich meinen Weg nicht finde. Wenn ich mich spirituell weiterentwickeln will, muss ich unweigerlich auch die Bedürfnisse meiner Hülse akzeptieren und für sie sorgen – mich allerdings möglichst nicht damit identifizieren. Und wenn ich mich damit identifiziere, soll mir immer wieder klar sein, dass das nur meine Hülse ist. Das ist schon einmal der halbe Weg zur Befreiung.

Der spirituelle Weg kann bei jedem Menschen anders aussehen. Astrologisch gesehen hängt das davon ab, wo im persönlichen Horoskop der aufsteigende Mondknoten steht. Bei mir steht er im 12. Haus. Typische Stichworte hierfür sind: Transzendenz, Auflösung, Chaos. Dorthin also geht mein spiritueller Weg. Dazu gleich mehr.

Mehr über das 12. Haus (astrologisch der Bereich der Transzendenz, des kollektiven Unbewussten, des Chaos) Ich erzählte R., dass ich in den Osterferien mit meinem Freund im Geburtsort von Jeanne d’Arc war, was mich sehr berührt hat. Im Hof vor dem Geburtshaus hat es mich richtig geschüttelt. R. meinte, dass es das 12. Haus ist, welches mich mit Jeanne d’Arc verbindet. Sie hat in ihrem kurzen Leben die Essenz von fast 100 Leben gelebt. Zum Schluss war sie im Gefängnis, was auch dem 12. Haus entspricht. Bei mir stehen der Mars und der aufsteigende Mondknoten im 12. Haus. Wenn ich mich damit verbinde, eröffnen sich alle Möglichkeiten für mich, und ich kann einen krassen Sprung machen. „Alles was dir chaotisch vorkommt und dir Angst macht, da gehe hinein“, sagte R. „Das Chaos hat keine Struktur. Es enthält alles, was nicht geordnet ist und bietet deshalb eine Unendlichkeit an Möglichkeiten. Stelle dich dieser Angst und mache die Erfahrung des Ertrinkens. Dann wirst du sehen, dass man auch im Wasser trinken kann.“

Wenn es mal kracht
Eigentlich habe ich zurzeit astrologisch recht günstige Konstellationen (Jupiter in Opposition zur Sonne und zum Mond, allerdings in Verbindung mit Neptun), und trotzdem habe ich keinen Erfolg, zumindest keinen beruflichen. Diese Woche musste ich nach einer längeren Bewerbungspause wieder einmal eine Absage einstecken. Dabei hatte alles so erfreulich begonnen. Ich hatte eine glühende Initiativbewerbung geschrieben, nachdem mich ein Chef bei der Arbeit wieder einmal auf die Palme gebracht hatte. Nach nur wenigen Tagen bekam ich eine Antwort. Es folgten drei Vorstellungsgespräche, zwei davon online, und man sagte mir mehr oder weniger auch zu. Dann kam das große Schweigen und Wochen später das endgültige Aus. Ich war traurig, frustriert und gestresst von der Arbeit. Wo war nur der Jupiter geblieben? Hat er sich klammheimlich davon gemacht?

Ich fragte R. zur aktuellen Zeitqualität. Er sagte, dass momentan eine Druckwelle über die Menschen geht um abzuspecken. Es herrscht allgemein eine bedrückende Stimmung, die nichts mit mir persönlich zu tun hat. Ich erzählte ihm, dass ich einem meiner Chefs – ein jämmerlicher Angsthase – in deutlich aggressivem Ton die Meinung gesagt hatte, nachdem er unbedingt noch ein Angebot von mir wollte, obwohl es Freitagnachmittag war und dieses Angebot schon zwei Wochen vorher hätte gemacht werden können, wenn er es an mich weitergeleitet hätte. Er wusste ganz genau, dass ich zuständig war, und hatte die Angelegenheit einfach vor sich her geschoben. Jetzt, kurz bevor ich gehen wollte, kam er damit. Ich war stinksauer und drückte das auch vehement aus. Hinterher hatte ich doch Bedenken, ob ich nicht zu scharf gewesen war. R. sagte nein. In der ganzen Sache hätte ich mich menschlich verhalten. Hätte ich meinen Zorn innerlich behalten, wäre es ein Zeichen von Schwäche gewesen. Die ganze Umgebung bei der Arbeit ist voller Energie-Vampire. Zu denen muss ich jetzt nicht auch noch liebreizend sein. Ich soll mich hauptsächlich um meinen Körper kümmern, damit ich wieder zu Kräften komme.

R. meinte, dass ich mich mehr fallen lassen sollte. Ich bin immer noch zu sehr in meinem Willen. Das ist so, als würde ich unbedingt das Steuer nach rechts drehen wollen, während die geistigen Begleiter mich eher nach links führen wollen. Wenn ich mich irgendwo bewerbe, dann ist das Kontrolle. Besser wäre es, wenn ich gar nichts mehr will, so dass die Energie frei fließen kann. „Lass die Energie das für dich erreichen“, riet er mir. „Gerade wenn du selbst etwas Bestimmtes erreichen willst, stoppst du den Prozess, den du in Gang setzen wolltest. Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Gesetzmäßigkeiten der irdischen und der geistigen Ebene. Die geistige Ebene funktioniert anders. Du bekommst nicht das, was du willst, sondern das, was du brauchst. Die Energie will selber etwas für dich basteln, lass es zu. Wenn du große Erfolge auf der spirituellen Ebene hast, spürst du das erst einmal gar nicht, sagen die Geistführer.“

Schattenseiten der Spiritualität
In meinem Freundeskreis gibt es einen Mann, den ich in meinen Gesprächen gegenüber R. immer wieder erwähnte. Nennen wir ihn Johannes. Er ist ein sehr feiner, hilfsbereiter Mensch, hat allerdings auch sehr ungewöhnliche Macken. R. hat ihn nie gesehen, konnte aber mit Hilfe seines Begleiters einige Aussagen über ihn treffen. Unter anderem sagte er, dass Johannes sich häufig zu viel vornimmt, was dann zur Folge hat, dass er nichts zu Ende bringt. Am besten wäre es, wenn er erst gar nichts anfängt, die Dinge also fließen lässt. Wenn Johannes akzeptiert, dass er in diesem Leben nichts schafft, wäre ihm schon geholfen. R. sagte, dass seine Begleiter die alten Vorstellungen von Johannes komplett zerstören würden, wenn er mit ihnen kooperiert. Dann würde der Spiegel seiner Projektionen elendiglich zusammenbrechen. Er hat so viele Leben verbracht, in denen er es bequem hatte, z. B. in Tempeln und Klöstern – nur weil er Angst hatte, etwas falsch zu machen. In die Welt hinauszugehen, zu riskieren, verletzt und enttäuscht zu werden, die materiellen und sinnlichen Freuden zu genießen, das hat er nie gelernt und wäre in diesem Leben seine Aufgabe – für ihn derzeit nur schwer vorstellbar und unter immensem psychischen Aufwand realisierbar.

Bei anderer Gelegenheit beschrieb ihn R. als jemanden, der am ganzen Leib furchtbar zittert, als hätte er Parkinson. Das sei ein Zeichen, dass Johannes ein sehr spiritueller Mensch sei. Die dunklen Kräfte hätten extrem Angst vor ihm, weshalb sie ihn in Ketten gelegt hätten, die ihn blockieren. Johannes ist voller Ängste, z. B. hat er Angst davor, seine Privatsphäre zu verlieren. Er verhält sich immer noch wie als Mönch in früheren Inkarnationen, der das Leben verdrängt. Er soll nun endlich ins Leben kommen, sonst kann er sich nicht weiter entwickeln. Das ist der einzige Weg.

Einmal fiel mir auf, dass Johannes im Gespräch teilweise sehr heftig und aggressiv über Frauen sprach, was mir sehr zu schaffen machte. R. sagte dazu, dass er insgeheim Angst vor der Macht der Frauen hätte. Außerdem suche er ständig bei anderen, was er selbst schon weiß. Wenn er permanent andere bewundert, dann ist er nicht mehr eins mit sich selbst. Im Französischen heißt das: „admirer autrui, c’est se désolidariser soi-même.“ Im Prinzip verhält es sich bei ihm ähnlich wie bei mir. Er konzentriert sich zu sehr auf das „ich will“ und „ich möchte“. Das liegt daran, dass wir so erzogen wurden.

Erzählen möchte ich noch die Geschichte von Johannes und Doc, einem pensionierten, in Teilzeit praktizierenden Arzt. Es ärgerte mich, dass Johannes ständig zu diesem Arzt lief, der ein Messie war. Sein randvoll gefüllter Kühlschrank moderte in der Praxis gefährlich vor sich hin, genauso wie sein Keller, der bis oben hin mit Sachen zugestopft war, die schon längst alt und kaputt waren. Doc pflegte alle nach Lust und Laune zu beschimpfen, die zu ihm kamen, vor allem Frauen. An Johannes hingegen fand er Gefallen. Es entstand eine Art Freundschaft zwischen den beiden. Johannes half ihm bei der Behandlung mit Bioresonanz-Geräten und richtete ein Behandlungszimmer ein, um besser darin arbeiten zu können. Manchmal ging Johannes sogar zweimal in der Woche zu Doc und werkelte dort vor sich hin. Johannes glaubte felsenfest, dass das seine berufliche Zukunft sei. Ich hingegen war gar nicht begeistert, weil Johannes dadurch viel Zeit verlor, die er zur Entspannung hätte nutzen können. Außerdem war mir das Verhalten von Doc zu vulgär und grob. Ich schilderte R. kurz die Lage. „Der Doc kann sehr gut manipulieren und macht andere von sich abhängig. Wie kann Johannes andere Leute therapieren, wenn er selbst noch eine Therapie braucht? Es ist nicht sein Programm in diesem Leben, die Welt zu retten. Manchmal kommt er mir vor wie ein kleines Kind, welches in einem großen Kaufhaus seine Eltern sucht. Er denkt immer noch, dass die anderen Personen mehr wissen als er selbst und projiziert sein Wissen auf die anderen. Er ist stecken geblieben auf den Errungenschaften eines früheren Lebens, als er sehr viel Wissen angesammelt hat und die Leute zu ihm kamen. Die Verehrung, die man ihm damals entgegen brachte, erinnert mich an die Tarotkarte der Papst. Es kamen viele von weit her, um ihn um Rat zu bitten. Das ist aber längst vorbei und nicht mehr dran. Er muss einsehen, dass er nicht mehr der ist, der er einmal war. Johannes ist gefangen von jeder Person, die etwas von dem damaligen Leben widerspiegelt. Er ist für andere wie ein offenes Buch, so dass er leicht manipuliert werden kann. Er soll endlich aufhören, hinter seinem früheren Bild her zu rennen.“

Was ist gutes Karma, was ist schlechtes Karma?
Ich denke, das Beispiel von Johannes trifft auch auf andere Menschen zu, selbst wenn sie anders gelebt haben bzw. leben als er. Es mag sich verlockend anfühlen, sich in diesem Leben wie eine Prinzessin oder Gutsherrin aufzuführen, nur weil man früher einmal eine war. Das kann dann zu allerlei Missverständnissen und Verwerfungen führen, weil die ehemaligen Diener und Speichellecker nicht mehr da sind, die einen bedienten und bewunderten.

Nicht viel anders verhält es sich, wenn man Muster des Schmerzes und der Verfolgung aus früheren Leben mit sich herum trägt. Die Folter von damals mag heutzutage nicht mehr physisch erfolgen. Nein, sie geschieht viel subtiler, z. B. in Form von Mobbing oder Missbrauch. Das hat nichts mit schlechtem Karma zu tun – Jesus hatte ja auch kein schlechtes Karma und ist trotzdem gefoltert worden und am Kreuz gestorben. Überhaupt der Begriff von gutem und schlechtem Karma sollte überdacht werden. Schlechtes Karma kann manchmal etwas ganz anderes sein, als was man sich gemeinhin darunter vorstellt. Vielmehr verhält es sich so, dass negative Erfahrungen ihre Spuren sowohl im groben als auch in den feinstofflichen Körpern des Menschen abgespeichert sind und immer wieder aus dem Unbewussten als „Reminder“ auftauchen, bis man seine eigene Festplatte aufräumt. Ich muss nicht ständig schöne oder hässliche Erfahrungen aus der Vergangenheit inszenieren, nur weil ein Teil von mir aus welchen Gründen auch immer daran hängt. Mein Fokus in diesem Leben kann ein ganz anderer sein als in früheren Leben. Dies gilt es zu erkennen und danach zu leben.

Es gäbe noch viel zu erzählen über meine Gespräche mit R., denn ich telefoniere weiterhin regelmäßig mit ihm und mache mir Notizen. Bei Interesse kann ich gerne einen weiteren Beitrag online stellen. Schreiben Sie mir doch eine E-Mail – damit ich weiß, welche Themen Sie berühren.

Letztes Update: November 14, 2022 / 18:30 Uhr

Zurück zur Blog-Übersicht